Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.
Eiger-Trail mein persönlicher Höhepunkt in 2017
Die Entscheidung für diesen Lauf kam relativ spät, besser gesagt es war Gerlinde, eine grandiose Läuferin aus der Ulmer Gegend, die mir diesen Lauf schmackhaft machte. Zwei Tage war ich mit ihr beim SH-Supertrail unterwegs, bei dem sie mir von ihrem geplanten Eigerlauf erzählte. Sie meinte dazu „wenn nicht jetzt wann dann?“. Somit erwachte auch in mir dieser Gedanke in Verbindung mit dem Eiger-Trail, „wenn nicht jetzt wann dann?“. Ich bin in kürze 67 und so viel Wettkämpfe wie dieses Jahr bin ich noch nie gelaufen. Zuerst sah es nicht danach aus, dass ich 2017 noch den Eiger laufen könnte, da dieser sofort am Tag der ersten Ausschreibung ausverkauft war. Das Glück war aber auf meiner Seite, denn über Facebook wurde der Eigerlauf von einem Schweitzer angeboten. Ich sagte sofort zu, diesen Startplatz zu übernehmen.
IMG 1532Der Gedanke an den Eigerlauf mit seinen 101km ging ja noch, aber die 6700 Höhenmeter ließen den Gedanken erschauern. Der erfolgreiche Zugspitztrail mit 80km und 4000 Höhenmeter ließ die Erwartung auf ein Finish doch steigen. Die Abneigungen gegenüber Höhenmeter legten sich langsam und auf irgendeine Art und Weise habe ich mich damit abgefunden. Das Gebirge war gar nicht so schlimm.
Freitag vor dem Eiger-Lauf, Christin aus dem Saarland die ich beim Keufelskopflauf kennenlernte, traf um 10Uhr 30 bei mir zu Hause ein, damit wir gemeinsam die Fahrt nach Grindelwald zum Austragungsort des Eigerlaufes antreten konnten.
Grindelwald, typisches Bergdorf belebt von zusätzlichen 2600 Berg-Trail-Läufern. Der Mittelpunkt war für das Wochenende vom 15.-16.Juli die Läufe um den Eiger. Angeboten waren 16 km die Christin absolvierte, dann noch die 35km und die 51km und als Höhepunkt meine 101km an denen ca. 600 Trailläufer teilnahmen.
Samstagmorgen, gut geschlafen auf der Matratze im Dacia Logan war um 3Uhr 30 der Schlaf beendet. Das Wetter bestens, ideal für den Start um 4Uhr 30. Pünktlich erschallte der Startschuss und die Läufermeute stürmte los, ich hatte mich sehr weit vorne eingeordnet, da relativ früh eine stark verengte Stelle kommt. Aber mit diesem losstürmen am Anfang eines Traillaufes mit 101km hatte ich nicht gerechnet. Für mich galt es bis zur Engstelle mit los zu stürmen, um dann normal den Trail weiter zu laufen. Das Zeitlimit war mit 26 Stunden angegeben, mein eigenes Ziel wären 24-25 Stunden.
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Die Temperaturen waren angenehm für den Lauf. Der Berg „Große Scheidegg“, mit seinen 1959 Höhenmetern, war als erster Wachmacher zu überwinden, um dann wieder auf 1561m zum Bort abzusteigen. Dann wieder hoch zum First 2173Hm, wobei man von weißen Ziegen begleitet wurde. Diese Ziegen konnte man zu Intervall Läufen animieren und sie zogen immer mehr mit den Läufern nach oben. Ab ging es kurz nach Feld 2130Hm bevor es hoch ging zum Faulhorn mit seinen 2681HM.
Die auf dem Faulhorn anwesende Versorgungsstelle war überlaufen, denn die meisten wollten ihre Getränke auffüllen, deshalb hatte ich mich entschlossen, daran vorbei zu laufen. Nachträglich würde ich das als großen Irrsinn bezeichnen, gab es doch an dieser Verpflegungsstelle zum ersten Mal bei diesem Lauf Cola zu Trinken.
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Der Lauf hinüber zur Schynige Platte 1985Hm und hinunter zur Burglauenen war für mich katastrophal - ich fühlte mich ziemlich fertig. Die Gegend der Ausblick war überwältigend aber der Kopf wollte nicht mehr so recht. Die Steine! Ich konnte nicht mehr laufen und hatte Angst vor Stürzen. Ich ging nur noch, auch wenn es bergab ging.
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Vor Burglauenen fing ich an zu rechnen, Zeitlimit für Burglauenen war bei mir im Kopf bei 17Uhr 15. Und wenn ich um ca. 17Uhr in Burglauen sein werde und dort esse, dann ist es 17Uhr 10. Somit wäre der ganze bisherige Zeitpuffer verschwunden und müsste bei Wengen wegen Überschreitung des Zeitlimits aufgeben. Für mich war es da klar ich steige in Burglauenen aus, ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr, aus Ende.
Um 16Uhr 45 in Burglauen angekommen, an der VP sofort zwei Becher Cola getrunken und Spagetti bestellt. Auf die Frage, wie viel ich denn möchte, antwortete ich mit „ voll machen, ich höre jetzt auf“. Dann hinein ins Zelt zum Essen, meine Uhr auf beendet gestellt, die ohnehin schon "Akku schwach" angezeigte. Während des Essens hatte ich das Handy hervor geholt, um zu schauen, ob denn die Gerlinde auch hier ist. Gesehen hatte ich sie bisher nirgends. Das Handy sagte mir, dass sie laut Tracker ca. 10km vor mir ist, in Wengen. Und nachgefragt, wie ist denn das Zeitlimit in Burglauenen? Und dort wurde mir dies mit 18 Uhr bestätigt.
Nein, das konnte ich nicht machen. Gerlinde ist 10km vor mir, ich hatte noch eine Stunde Zeit auf den Puffer. Das Aufgeben war vom Tisch. Somit schnell den Rucksack wieder vollgestopft und wieder weiter. Plötzlich war alles anders. Es lief wieder. Der tote Punkt war überschritten. Es machte wieder richtig Spaß zu laufen. Hoch nach Wengen, weiter zur Männlichen und zum Eigergletscher. Ich konnte wieder laufen und ließ beim Bergablaufen viele Mitläufer hinter mir. Es war ein Gedicht für mich - ich war wieder in meinem Element.
Albiglen, Marmorbruch nochmals hoch und dann runter nach Grindelwald zum Ziel. Zieleinlauf in Grindelwald nach 24 Stunden und 11 Minuten. Ich war glücklich, dass Ziel doch noch erreicht zu haben. Einen herzlichsten Dank an alle Mitwirkenden und Helfern die 26 Stunden an den Verpflegungsstellen und auf der Strecke standen für ihren immer freundlichen Einsatz. Danke nochmals.
Nach dem Zieleinlauf kurz ins Zelt, um noch ein paar Bissen zu essen und dann ab zum Auto, um noch kurz im Auto zu schlafen, bevor es richtig hell wurde. Nach 1,5 Stunden endete die Schlafrunde, raus aus dem Auto und wieder zum Veranstaltungsplatz zum Duschen. Anschließend noch in ein Hotel für einen Kaffee und Kuchen, den musste es natürlich geben nach so einem Lauf. Die Siegerehrung wollte ich auf alle Fälle abwarten, obwohl ich auf keinen zu ehrenden Platz zu finden war, da hier nur die Männer in 3 Altersklassen gewertet wurden und nicht die Altersklassen nach DLO, denn dann wäre ich auf Platz 1. Aber Gerlinde war auf dem ersten Platz in Ihrer Klasse, was auch zu erwarten war und die wollte ich noch kurz treffen, was mir auch gelang. So war sie doch mit ihren beiden Lauffreundinnen anwesend. Anschließend Christin von ihrem Hotel abgeholt die auch überwältigt war von ihrem Lauf und so konnten wir alle mit einem glücklichem Gefühl die Heimreise antreten.
Text und Fotos: Franz Holzleitner, 22.7.2017
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