Doppeldecker im Schwarzwald

Nach zwei „etwas ruhigeren Wochen“- so ganz gemütlich war’s auch wieder nicht, da ich vergangenes Wochenende beim Challenge in Roth (Langdistanz-Triathlon) in einer Staffel gestartet bin und dabei den Schlußmarathon in 3:35 Std gelaufen bin. Für mich eine durchaus beachtliche Leistung. Das Pensum in diesem Jahr und dann der Start in einer Staffel, wobei man nie sicher sein kann, wann man nun endlich starten kann. Aber immerhin der Wettkampf ist bei mir quasi um die Ecke – das sogenannte „Best old Race“ mit neuen Weltrekord durch Jan Frodeno.

Da in dieser Zeit (üblicherweise Hochsommer) die Laufwettbewerbe eher dünn gesät sind und z.T. weitere Anfahrten für mich wahrscheinlich sind, wollte ich gleich zwei Läufe verbinden. Beide in Schwarzwaldnähe – der Night52 in Bretten (52 km in die Nacht hinein), sowie am Sonntagmorgen im nördlichen Schwarzwald: Bühlertal-Hundseck der Hornisgrinde-Marathon.

Schwarzwald 1bDamit ich nicht zweimal weit anfahren muß, es überhaupt logistisch machbar ist, plante ich eine Übernachtung. Ich las von der Möglichkeit in der Skihütte am Hundseck zu übernachten. Dort konnte man auch noch frühstücken und der Marathonstart/-ziel war vor der Haustüre. So erkundigte ich mich telefonisch, ob es denn möglich wäre, wenn ich erst gegen 1 Uhr nachts ankomme, dort zu übernachten. Die freundliche Dame am Telefon gab mir sogar eine Handy-Nr, dort konnte ich mich melden, wenn ich ankomme, oder auch das letzte Stück Weg nicht finden sollte. Das klang ausgesprochen zuvorkommend und für mich gut machbar.

Nicht nur das Er im selben Verein ist (LG DUV), Er ist auch ein Laufkollege, den ich kennen und schätzen gelernt habe – der Franz Holzleitner, Er hat sogar oft (unabhängig von mir) die gleichen Ideen. Auch Er plante diesen „Schwarzwald-Doppeldecker“. Darüber haben wir uns kurz zuvor noch per Mail ausgetauscht. Nur hat Er eine kürzere Anreise und übernachtet gerne mal in seinem Auto.

Wie wir später feststellen gab es noch einen „Viel-Läufer“ (Plan Doppelstart), der uns beiden bekannt ist und der mit mir heuer den Sparathlon laufen wird. Das ist der Udo Pitsch aus der Augsburger Gegend.

So trafen wir uns in Bretten am Start bei der Abholung der Unterlagen in der Turnhalle. Wir waren etwas knapp angereist und hatten nicht viel Zeit für Begrüßung – um 17:45 Uhr war der Start an der Withumanlage am Sportgelände. Nach einer Kilometerrunde durch die Altstadt ging es ortsauswärts und es durfte gleich mal gespürt werden, wie das gemeint war mit „welliger Streckenführung“ und ca 900 Höhenmeter auf der 52km-Strecke. Anfangs war es doch noch sommerlich heiß und der ersehnte schatten war nur in Teilbereichen vorhanden. Zum Glück gab es 6 Verpflegungsstellen auf der Strecke plus Zielverpflegung, so mußte ich nur gelegentlich auf meinen Trinkgurt zurückgreifen. Immer mehr gab es wundervolle Ausblicke in den Kraichgau zunehmend im tollen Sonnenuntergang zu laufen. Ich bin die Strecke ja zum ersten Mal gelaufen und ich kann sie nur empfehlen, zumal auch die Markierung – bis auf den letzen 1-2km durch den Ortskern (Fußgängerzone), ausgesprochen gut war. Selbst im Schein der Stirnlampe, die ich für die letzten 10km dann doch benötigte, war alles bestens präpariert. Immer wieder mal ein kurzer Zeitcheck mit kurzer Hochrechnung – doch es war lange nicht möglich eine Zielzeit abzuschätzen, da ich das restliche Höhenprofil nicht im Kopf hatte. So ab km 45 liebäugelte ich mit einer Zeit unter 5Std. Ein letzter Check bei der Markierung 50km ergab, für 2km waren noch ca 15min um sub 5Std zu erreichen – absolut machbar …… wären es denn wirklich nur 2km gewesen! Meine beiden GPS-Uhren belehrten mich: es waren dann noch 3,35km – dazu die lückenhafte Markierung zum Ende. So waren die 5Std nicht ganz machbar, jedoch in 5:02 erreichte ich das stimmungsvolle Ziel. Der Weg zur Sportstätte und die letzte Runde im Stadion waren mit Fackeln und Kerzenschein ausgeleuchtet – eine ganz besondere Atmosphäre!

Ich ging gleich zum Duschen, da ich ja noch eine ca einstündige Fahrt vor mir hatte.

Bereits kurz vor mir kam Wolfgang Metzger mit 04:57 Std von der LG DUV ins Ziel.

Nach mir war dann auch Franz Holzleitner mit 05:57 Std im Ziel.

 

Platz Name AK Zeit
25 Wolfgang Metzger M55 04:57:29
28 Roland Krauss M50 05:02:35
62 Franz Holzleitner M65 05:57:50
128 Teilnehmer    

 

Ich marschierte anschließend gleich zu meinem Auto, um nach Bühlertal-Hundseck zu fahren, doch schon bei der Adresseingabe ins Navi gab es Abweichungen. Deshalb wollte ich gleich auf der besagten Handy-Nr anrufen, um das zu klären und meine Ankunft genauer zu bestimmen.

Ich mußte leider feststellen das dort, wo ich Details erfahren wollte, keinerlei Handyempfang möglich ist. So entschied ich mich dorthin zu fahren und zu hoffen, ich komme da irgendwie hin und rein…..

Auf nach Bühlertal-Hundseck über die Schwarzwaldhochstraße – mein Navi leitete mich auf einen Parkplatz in der Nähe dort. Es war leider in der vollkommenen Dunkelheit dort nicht zu erkennen wie’s weitergeht. Als ich versuchte mich auf einen Wander-Umgebungsplan zu orientieren, sah ich überraschenderweise (um 1:30 Uhr) einen Radfahrer auf mich zukommen. Zum Glück kannte Er sich da aus und war sehr hilfsbereit. Ich sollte eine Absperrung umfahren (die stand schon von vorher durchgeführten Halbmarathon) und erklärte mir, wie ich relativ nah an diese Skihütte heranfahren konnte – Super! Doch Er machte mir keine Hoffnung dort noch Jemand wach anzutreffen – so war es dann auch alles stockduster – ein Bewegungsmelder schaltete zumindest ein kleines Licht an. Einmal um die Hütte rum und die Türen getestet – keine offen!

So entschied ich mich auf der überdachten Terrasse auf einer sehr rustikalen Holzbank zu nächtigen. Ich holte die Decken und weitere wichtige Sachen aus dem Auto, ein Gute-Nacht-Bier und ein wenig gegessen, dann mußte ich mich daran gewöhnen irgendwie zu schlafen ohne mich von den Stechmücken „auffressen zu lassen“. Ich habe wohl im Höchstfall eineinhalb Stunden geschlafen – soviel zur „idealen Marathonvorbereitung“. Nun, ich bin ja einiges gewohnt und lasse mich nicht so leicht aus der Ruhe bringen.

So gegen 7 Uhr wurde das Licht eingeschaltet und die Frau, die ich mit dem Handy erreichen wollte, entschuldigte sich bei mir und bot mir Frühstück an. Da saß der Franz auch schon am Tisch, Er hatte gut im Auto (Kombi) geschlafen und mußte schmunzeln, als ich Ihm von meiner „Nachtruhe“ erzählte. Während des Frühstücks lud ich meine GPS-Uhr noch auf und holte anschließend meine Startunterlagen ab.

Während ich mich läufertechnisch einkleidete kam auch schon der Udo Pitsch an, Er hatte ein Zimmer in Bretten gebucht und war morgens angereist. Nun waren also die drei Doppelstarter komplett.

Ein paar andere bekannte Läufer-innen bezeichneten uns, als die „3 verrückten Läufer“ – Udo und ich entgegneten: eine perfekte Vorbereitung für den Spartathlon!

Viele Starter waren auf den neuen Streckenverlauf sehr gespannt, denn bisher wurde eine große 42,2km-Runde gelaufen. In diesem Jahr sollte es erstmals (aus logistischen Gründen) ein 4-Runden-Kurs werden. 1.+4. Runde ca 11km, 2.+3. Jeweils ca 10km. Von uns konnte keiner einen Vergleich anstellen, für uns war der Hornisrinde-Marathon eine Premiere.

Schwarzwald 2b

Um 9Uhr fiel der Startschuß und es ging gleich den 1.km zu einer Art Hochebene hinauf. Für mich war es schon überraschend so hoch im Schwarzwald (Schnitt 900 HM) ein relativ ebener Kurs mit lediglich ca 500 HM verteilt auf die 42km.

Die Belastung vom Vorabend war erstmal kaum zu spüren, es war jedoch zu erwarten das die Temperatur deutlich steigt und da mir die 52km doch in den Knochen steckten, ließ ich es „vorsichtig“ angehen. An einer heiß ersehnten VP lief Franz im Eiltempo an mir vorbei….

Ich war doch verblüfft, hat Er den Vorabend besser verkraftet, war Er optimistischer als ich, oder ging Er einfach etwas arg schnell an? Die Zeit wird es zeigen dachte ich mir. Wie erwartet wurde es immer wärmer, die Strecken durch den dichten Wald waren immer angenehmer. Was war drin bei mir – ich wollte mal bis km 25 abwarten, es wurde etwas beschwerlicher, jedoch bemerkte ich: es sind noch Reserven vorhanden, die ich auch einsetzen wollte. Als ich bei km 27 wieder an Franz vorbeizog nahm ich das als „Auf-geht’s“ – die km-Pace wurde etwas schneller. Doch eine Zeit unter 4Std war nicht mehr machbar, so hoffte ich auf 4:05 – 4:10 Std – das sollte noch drin sein. Einige Läufer konnte ich noch einsammeln und nach 4:08 Std war ich zufrieden im Ziel.

Als Udo mit 4:25 Std ins Ziel kam, meinte Er: Franz beißt noch….

Mit 4:45 Std kam dann auch Franz glücklich ins Ziel.

Schwarzwald 3b

Nach kurzer Erholung saßen wir gemeinsam auf dieser überdachten Terrasse, wo ich einige Stunden vorher nur kurz geschlafen hatte. Bei Maultaschen, Kaffee und Kuchen unterhielten wir uns noch intensiv. Bis dann Udo und Franz zur Altersklassen-Siegerehrung gerufen wurden.

Udo wurde Dritter in der M60, Franz Dritter in der M65 – was für ein Hallo!

Bei der weiteren Unterhaltung stellten wir fest, dass wir Drei uns wohl 2 Wochen später beim Ottonenlauf im Harz (69km von Stiege nach Quedlinburg) wieder treffen werden.

Wir verabschiedeten uns und machten uns alle auf den Heimweg.

Hier die detaillierten Ergebnisse der LG DUV-Läufer:

Platz Name Zeit
38 Roland Krauss 04:08:06
62 Franz Holzleitner 04:45:37

Anzahl Teilnehmer: 83

 

Bild 1: Udo, Franz und Roland kurz bevor es nach Hause ging (vorne links die Bank auf der ich 1,5Std schlafen konnte)
Bild 2:Franz und Roland kurz vor dem Start beim Hornisgrinde-Marathon
Bild 3:An dieser Schwarzwald-Skihütte spielt sich das Marathontreiben in Bühlertal-Hundseck ab

Bilder und Text: Roland Krauss, 27.7.2016

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