Zum ersten Mal wollte ich beim 6Std-Lauf in Ottobrunn (südlich von München) teilnehmen. Was ich schon vorher wußte: Er findet bereits das 21mal statt, sehr familiär gehalten und so mancher Läufer will nur wegen der tollen Verpflegung dort hin.
Ich wollte sehr kurzentschlossen starten – erst eine Woche zuvor auf dem Heimweg von Kelheim reifte der Plan. Da war auf der Homepage nix mehr zu machen, so schrieb ich eine Mail an Manfred Rau, dem Veranstalter. Promt sagte er mir den „allerletzten Startplatz“ zu. Ich müsse jedoch pünktlich um 7:45 Uhr zum Beginn der Startunterlagenausgabe da sein – der Lauf selbst startete um 9Uhr. So machte ich mich bei noch nassen Straßen um 6Uhr auf den Weg.
Pünktlich war ich da und mit der Start-Nr. inspizierte ich die Laufstrecke – ein 1.442m Rundkurs. Zum ersten Mal wollte ich in unserem schönen Laufshirt starten – ob das Glück bringt? Wie so oft stand im Mittelpunkt eine Tartanbahn um einen Fußballplatz, dann ging es eine etwas größere Runde innerhalb des Sportgeländes zum Seitentor raus, am Rande einer Grünanlage entlang und an einigen Tennisplätzen vorbei, um dann wieder auf die Laufbahn einzubiegen, wo auch die hervoragende Verpflegung aufgebaut war. Es gab wirklich jede Art von Getränken, die sich ein Läufer vorstellen kann, aber auch leckeren Kuchen, verschiedene Brote und Obst, inkl. frischer Erdbeeren. Wirklich schade, dass ich beim Laufen kaum etwas runterbringe – doch hinterher war auch noch genügend da und es gab sogar noch Eintopf mit Wursteinlage und Bier.
Ein guter Laufbekannter Udo Pitsch, den ich schon zur Vorbereitung zum letzjährigen Spartathlon kennengelernt habe, begrüßte mich und stellte mir seine Vereinskollegin vor: Sie läuft heute Ihren ersten 6-Std-Lauf und sei richtig gut drauf – so seine Wort. Auch Manfred Kranz aus München stand wieder mit an der Linie. Zum Startschuß trabten knapp 100 Läufer bei besten Laufbedingungen los.
Ich wollte bewusst „scharf angehen“, um dann zu sehen, was später so geht – kommt ein Einbruch? Wie komme ich durch? Meine ersten 20km lief ich mit einer Pace von 5:00 – 5:20. Dieses Tempo konnte ich sicher keine 6 Stunden durchhalten. So nahm ich etwas Speed raus, ohne jedoch wesentlich langsamer zu werden – ein Einbruch war nicht in Sicht. Die Marathonmarke war in 3:41 erreicht, die 50km-Zeit wurde einem zugerufen: 4:24Std. So begann ich hochzurechnen. Wie war meine bisherige 6Std-Bestleistung letztes Jahr aus Nürnberg? Etwas über 66km – genauer wußte ich es zu diesem Zeitpunkt nicht. Ich lief in Kalkulation versunken über die Tartanbahn – da verteilte der Veranstalter gerade Eis am Stiel für die Läufer. Ich schnappte mir eins und fand es eine prima Idee.
Bei KM63 fing ich die Rechnerei wieder an und ich war dabei einen klitzekleinen Moment nicht aufmerksam – ich stolperte über eine Pflastererhöhung – vorher über 40x problemlos drüber….. Im Nach-vorne-fallen griff ich nach einer seitlichen Absperrstange, drehte mich es zweimal seitlich um die Achse, schlug nicht auf und verletzte mich nicht erkennbar. Ein paar Umstehende kommentierten meine „unfreiwillige Turneinlage“ – einmal kurz abschütteln und weiter gings. War die Bestleistung noch zu schaffen? Was für eine Hatz – ich wollte es nun partout drauf ankommen lassen! Schlielich wollte ich das Hölzchen für die Restmetervermessung abholen, musste jedoch feststellen, dass sie für mich keins vorbereitet hatten. Aber es wurde promt Abholfe geschaffen und ich bekam ein nicht benötigtes, welches kurzerhand umbeschriftet und mir nach der Kurve übergeben wurde. So wetzte ich auf meine letzte Runde und schaffte es noch fast nochmals ins Ziel, als der Schlußpfiff ertönte. Meine Uhr gab keine absolut sichere Auskunft, ob es reichen könnte – und sie ist ja auch nicht maßgebend.
Nun wurde es spannend – hat sich der Endspurt (samt Turneinlage) gelohnt? Die Restmetervermessung mußte es zeigen – und JAWOHL ich hatte es geschafft:
PERSÖNLICHE BESTLEISTUNG im 6-Std-Lauf mit 67,039km – gegenüber 66,391 in Nürnberg)
Die detaillierte Rundenauswertung zeigte, dass ich alle Runden zwischen 7:16 – 8:26 gelaufen bin. Eine geringe Streuung, wenn man die gelegentliche Verpflegung berücksichtigt. Ich freute mich über diese unerwartete Marke aus vielen Wettkämpfen und intensiven Training heraus. Nebenbei den 5.Platz in der Männerwertung und 1.Platz in der AK M55. Dafür wurde ich mit einer speziellen Müslischale belohnt.
Die Siegerehrung ging in einer sehr familären Atmosphäre über die Bühne. Udo Pitsch gewann die AK M60 mit 57,269 und freute sich mit seiner Vereinskameradin Sybille Mai, die die Frauenkonkurrenz mit sage und schreibe 70,94km gewann.
Einige schöne Gespräche mit anderen Läufern rundeten die gelungene Veranstaltung ab. Nach der Dusche war ich bald wieder auf dem Nachhauseweg – und dabei musste ich mir nicht überlegen, wo ich nächstes Wochenende starte, denn da habe ich bereits die 50km von Ebershausen gebucht – ein Wiedersehen mit Franz Holzleitner und Konrad Vogl von der LG Ultralauf *HURRA*
Zu den Fotos: Oben: – die Freude war groß, nachdem ich erfahren hatte, eine persönliche Bestzeit erzielt zu haben
Unten: Siegerehrung als Sieger der AK55 und Gesamt-Fünfter Mann mit Urkunde und Müslischale
Text: Roland Krauss, Fotos: mit freundlicher Genehmigung von Udo Pitsch, 9.4.2017