Transalpine Run 2017 – 1 Team, 2 Läufer, 4 Länder
Es kommt mir wie gestern vor, tatsächlich sind es mittlerweile schon ziemlich genau 2 Monate, die zwischen unserer Zielankunft in Sulden und heute liegen. Noch immer fehlen mir die Worte und ich kann es kaum glauben, was wir in den 7 Tagen geleistet haben …. etwa 270 Km, mehr als 15.500 Hm, insgesamt 45:21.42,8 h …. teilweise super anstrengend, wurden dafür aber auch mit überwältigenden Ausblicken belohnt! Alles war dabei …. Temperaturen von 0 – 25 Grad, Schnee und Winter in den Höhenlagen, Sommer und Sonnenschein im Tal, zwischendurch Herbstfeeling bei Nebel und leichtem Dauerregen.
1. Etappe – Fischen im Allgäu nach Lech am Arlberg
08:30 Uhr …. noch 30 min bis zum Start …. die Spannung steigt. Es regnete, doch das tat der Vorfreude, dass es bald endlich losgeht, keinen Abbruch.
09:00 Uhr …. der Startschuss fällt und nun gab es kein ZURÜCK mehr. Die Meute hetzte los als ob sie vor Etwas auf der Flucht wäre und WIR mittendrin! Eigentlich war der Plan, es zunächst eher etwas langsamer angehen zu lassen, doch schon nach den ersten Metern war klar, dass daraus Nichts werden würde. Ob das wohl gut geht???
Ohne dass wir es wirklich bemerkten, betraten wir österreichisches Staatsgebiet. Mittlerweile regnete es nicht mehr und wir haben UNSER TEMPO gefunden.
Nach etwa knappen 43 km erreichten wir in vorher nicht von uns erwarteten 5:34 h mit Lech am Arlberg unser erstes Etappenziel. Zu meinem eigenen Erstaunen fühlte ich von den Anstrengungen der vergangenen Stunden fast gar Nichts, sodass ich am Ende des Tages mit einem sehr guten Gefühl ins Bett ging und den nächsten Tag kaum erwarten konnte.
2. Etappe – Lech am Arlberg nach St. Anton am Arlberg
Der heutige Tag begann trocken, aber sehr kühl. Dafür sollte er bei uns atemberaubende Eindrücke hinterlassen, was sich schon ca. 1 Km nach dem Start zeigte, denn da ging es bereits in den ersten Anstieg des Tages.
Belohnt wurden wir mit einer wunderschönen Winterlandschaft mitten im Spätsommer, gefolgt von einem Downhill, für den ich meine Begeisterung kaum in Worte fassen kann. Es fühlte sich wie „fliegen“ an! Je weiter es Richtung Tal ging, verließen wir mehr und mehr den „Traum in Weiß“ und der Sommer hatte uns mit seiner ganzen Pracht zurück. Doch daran konnten wir uns nicht lange erfreuen, denn hinauf zur Ulmer Hütte sollte auf uns noch einer der meiner Meinung nach anstrengendsten Anstiege während des gesamten TAR auf uns warten, der mir schier endlos vorkam!
Kurz vor dem Ziel galt es, noch eine Schrecksekunde zu überstehen. Auf Grund der einsetzenden Erschöpfung, die eine leichte Unaufmerksamkeit zur Folge hatte, stürzte ich über eine Wurzel, jedoch OHNE Folgen, sodass ich am nächsten Tag wieder an den Start gehen konnte.
3. Etappe – St. Anton am Arlberg nach Landeck
Heute war so einer dieser Tage, wo gefühlt „NICHTS“ ging …. schwer ins Rennen gekommen, dazu durch den Dauerregen matschige und dementsprechend rutschige Trails …. die Folge: drei Stürze innerhalb weniger Minuten, aber zum Glück ohne Folgen!
NEIN …. an diese Etappe werde ich mich nicht gerne zurück erinnern. Dass uns im Ziel die Sonne begrüßte, konnte meinen Tag auch nicht mehr wirklich retten. Umso überraschter war ich beim Blick auf die Uhr, denn 6:40 h für knappe 43 km (anstatt 40 km) war dann doch noch eine Zeit, mit der ich mehr als nur zufrieden sein konnte.
4. Etappe – Landeck nach Samnaun
Mit einer Länge von 46,5 Km wartete heute auf uns nicht nur die Königsetappe, die wir in 8:22 h meistern konnten, sondern auch der Übergang von Österreich in die Schweiz, dem Dritten der insgesamt vier Länder, die wir während des TAR am Ende durchquert haben sollten. Während es am Start noch regnete, ließ sich unterwegs immer mal wieder die Sonne blicken, stets im Wechsel mit Nebel bzw. leichtem Sprühregen in den Höhenlagen. Auch Schnee war heute wieder ein Thema, der das Laufen nicht wirklich einfach machte. Am Ende überwiegt jedoch die Freude, es wieder ohne größere Probleme ins Ziel geschafft zu haben. Fazit nach 4 von 7 Etappen: 150 Km wurden bereits erfolgreich gemeistert, etwa 120 Km erwarten uns noch bis zum Ziel in Sulden!
5. Etappe – Samnaun nach Scuol
Nach dem eher durchwachsenen Wetter der vergangenen Tage, begleitete uns heute zur Abwechslung mal die Sonne. Trotz wieder fast 40 km kam mir der heutige Abschnitt recht kurzweilig vor, obwohl wir mit knapp 6:50 h wieder recht lange unterwegs waren. Das Highlight dieser Etappe waren jedoch nicht die wunderbaren Ausblicke in den Bergen, sondern das Camp in dem heutigen Zielort Scuol, wo wir nämlich in einem Luftschutzbunker untergebracht waren.
6. Etappe – Scuol nach Prad am Stilfserjoch
Auch beim vorletzten Tagesabschnitt mit einer Länge von 44 km durften wir noch einmal in den Genuss von Kaiserwetter kommen. Vom ersten Meter an bin ich super ins „Rollen“ gekommen, während mein Teampartner heute zum ersten Mal mit etwas größeren Problemen zu kämpfen hatte, die aber einen Start am nächsten Tag zur letzten Etappe nicht wirklich gefährden sollte. 6 Tage am Stück Laufen gehen halt an Niemandem spurlos vorbei. Absolutes Highlight war die Uinaschlucht. Noch nie zuvor habe ich eine so beeindruckende Schlucht gesehen!!
7. Etappe – Stilfserjoch nach Sulden am Ortler
Heute endete der TAR wie er angefangen hat …. leichter Dauerregen und wolkenverhangene Gipfel. Somit konnte sich jeder auf sich selbst konzentrieren, denn mit 31 km und der auf knapp 2.900 m gelegenen Tabarettascharte hatte die letzte Etappe noch so einige kleine Hindernisse zu bieten, die unsere volle Aufmerksamkeit erforderte. Nach 6:08 h war es dann endlich vollbracht …. WIR stehen im Zielbereich von Sulden …. erschöpft, aber glücklich nehmen wir die Medaille entgegen, für die wir in den letzten Tagen so hart gekämpft haben!
Mit einer Gesamtzeit von 45:21.42,8 h erreichen wir Platz 103 von 192 im Gesamtklassement, Platz 30 von 43 der Wertungsklasse MEN und verpassen um lediglich 18 min die TOP 100.
Wie bereits eingangs erwähnt, fehlen mir ob der Leistung und der vielen Eindrücke noch immer die passenden Worte und es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis ich das Abenteuer TAR verarbeitet haben werde. Dass ich in den Genuss dieses unvergesslichen Erlebnisses kommen durfte, habe ich meinem Teampartner Marco Kister zu verdanken. Deswegen möchte ich mich an dieser Stelle für Deine Begleitung recht herzlich bedanken …. DANKE, dass DU das Risiko eingegangen bist, Dich mit einer Dir nahezu unbekannten Person für so einen Lauf anzumelden. Darüber hinaus möchte ich mich im Namen des Teams bei Allen bedanken, die von unserer Heimat aus das Geschehen verfolgt und uns tagtäglich Mut zugesprochen haben!!
Text und Bilder: Frank Gehle, 24.12.2017