Hinter den 7 Bergen …
Am Samstag, 02. Juni 2018 fand der „Schwarzach Trail Salzburgerland“ statt. Heuer war es für den Organisator Fredl Zitzenbacher eine Jubiläumsveranstaltung: 20 Jahre Schwarzacher Lauffest und 5 Jahre SchwarzachTrail, das wollte er gebührend feiern und ich durfte mit teilnehmen. Üblicherweise steht eine Strecke mit 47 km und 2.600 HM zum Trailrunning zur Verfügung, dieses Mal bestand die Option, auf 84 km und 5.000 HM zu erweitern.
Organisatorisch war ein ordentlicher Mehraufwand notwendig. Startnummernabholung und Briefing war bereits am Vorabend. Anschließend konnte man noch gemütlich beisammen sitzen. Dieses Angebot nahmen aber wohl nur die wenigsten wahr, sollte der Start doch schon um 05:00 Uhr in der Früh sein.
Freitagabend gewitterte und regnete es noch ordentlich, auch als ich zu Bett ging – kein gutes Omen für den nächsten Tag. Die Nacht über hatte ich erstaunlich gut geschlafen und ich kam auch relativ gut um 03:30 Uhr aus dem Bett. Ab 04:00 Uhr gab es Frühstück im Festsaal der Gemeinde Schwarzach mit Brot, Semmeln, Marmelade, Kaffee – alles ausreichend vorhanden. 04:30 war noch der Gemeindepfarrer da und segnete ganz ungezwungen die Veranstaltung und die Läufer.
Pünktlich 05:00 Uhr war dann direkt vor dem Festsaal der „leise“ Start des Laufes für alle Teilnehmer. Keine laute Musik, kein Startschuss – nur ein Herunterzählen durch Fredl ohne Mikrofon. Das Wetter war bewölkt, aber trocken, die Temperatur angenehm. Nur kurz ging es auf Asphalt durch den Ort, bald schon durften wir auf einen Schotterweg abbiegen und langsam konnte man sich an trailige Verhältnisse gewöhnen, obwohl bis zum 1. VP Böndlsee die Strecke noch nicht wirklich anspruchsvoll war.
Ich hatte aber trotzdem erstmal Probleme meinen Platz im Rennen zu finden. Zunächst bin ich absichtlich langsam und gemütlich losgelaufen, konnte dann aber nicht so mein Tempo laufen, wie ich wollte, da es bereits einige schmale Pfade gab, auf denen ein Überholen schwer möglich war. Bis VP Böndlsee hatte ich dann aber meinen Takt gefunden. Ab hier ging es dann deutlich steiler und trailiger aufwärts.
Wegen des Regens am Vortag war die Strecke zum Teil ziemlich aufgeweicht, matschig und immer wieder mit Pfützen unterbrochen. Als die Füße erst mal nass waren, hat das dann nichts mehr ausgemacht. Im Gegenteil: Je mehr Gatsch und je mehr Pfützen desto mehr Spass machte es, fast so wie in der Kindheit, als man absichtlich in die Pfützen gesprungen ist – das war immer noch toll. Fredl, wie hast es nur geschafft, die Piste so toll zu präparieren? Trailrunning vom Feinsten! Ich kannte die Strecke inzwischen schon etwas, dieser Lauf war meine dritte Teilnahme am SchwarzachTrail. So war ich eher überrascht, wie schnell die ersten Gipfelkreuze Gamskögerl und Hochegg abgelaufen waren.
Beim K47 war der höchste Punkt der Schneeberg, auch der wurde ohne große Mühen überwunden. Jetzt ging’s erstmal wieder abwärts zum nächsten VP. Aber nicht zu früh freuen, eine größere Erhebung, der Großglocker, stand noch als Hindernis zurück zum Ziel Schwarzach. Diesmal alles kein Problem und so erreichte ich in meiner persönlichen Bestzeit das „Festgelände“ im Ortszentrum Schwarzach nach 06:51:21. Hier hätte ich aufhören können (der „klassische“ SchwarzachTrail), von Anfang an aber hatte ich die 84 km im Auge und mit meiner Durchgangszeit die Cut-off-Zeit locker unterboten.
Zeit für Socken- und Schuhwechsel und die Füße nochmals ordentlich zu fetten. Dabei betrachtete ich vorsorglich auch meinen rechten Außenknöchel, hatte ich doch ein paar Mal Ganzkörperkontakt mit dem gesunden pongauer Boden. Ausser einer kleinen Rötung war nichts zu entdecken und so ging es nach kurzer Flüssigkeits- und Nahrungsaufnahme weiter auf die aufgepimpte Strecke.
Letztes Jahr hatte ich eine Einladung zur Streckenvermessung angenommen und so war auch die nicht ganz neu für mich. Die Sonne kam jetzt auch langsam heraus und so wurde es deutlich wärmer. Zunächst ging es auf einer Forststraße wieder aus Schwarzach heraus. Bevor es dann aufwärts ging, gab es nochmals einen VP. ja, und dann ging es aufwärts, aufwärts, aufwärts. So hatte ich es nicht mehr in Erinnerung, naja, jetzt hatte ich auch schon mehr als 47 km und 2.600 HM hinter mir. Irgendwann hatte ich das Gefühl, die Strecke würde direkt in den Himmel führen. Oberhalb des Paarsees wurde dann das 5. Gipfelkreuz (Gasteiner Höhe) erreicht. Weiter ein kleiner Abstecher zum 6. Gipfelkreuz Haßeck (Nomen est omen?). Ein Stückerl wieder zurück und dann abwärts zur Heugatalm, wo wieder ein VP eingerichtet war. Jetzt war das Ziel mental schon ziemlich nahe – aber es sollte doch noch ein bisserl dauern.
Wenige Kilometer befand sich der VP Herzogalm, ca. 2 Stunden vor dem Cut-off war ich dort und durfte deshalb auch den letzten Gipfel erklimmen. Am Heukareck stand dann das 7. und letzte Gipfelkreuz. Die Betreuer dort waren besonders gut drauf und gratulierten zu den bewältigten 5.000 HM, jetzt ging’s nur noch bergab. 1.500 HM auf 10 km – ging besser als ich erwartet hatte. Bis zuletzt konnte ich dann doch noch laufen, obwohl ich die 5.000 HM schon deutlich in den Beinen spürte. Beim Abwärtslaufen sah und hörte ich dann schon das Gewitter über Schwarzach. Kurz überlegte ich, ob die letzten 5 Kilometer der Strecke auf die Regenjacke verzichten sollte. Letztendlich entschloss ich mich dann doch noch die Regenjacke aus dem Rucksack heraus zu holen und anzuziehen.
Schließlich erreichte ich nach 14:52:38 erschöpft aber glücklich und zufrieden wieder das Ziel in Schwarzach.
Anschließend duschte ich erstmal und durfte mir frische Kleider anziehen. Im Festsaal gab es Essen und Getränke. Mit der Siegerehrung wurde gewartet, bis der letzte Läufer im Ziel angekommen war. Fredl forderte uns dann kurz vor dessen Zieleinlauf auf, uns im Einlauf aufzustellen und ihn gemeinsam zu empfangen – eine super Idee und ein krönender Abschluss des Laufes! Nach der Siegerehrung konnte dann noch weiter gefeiert werden, ich musste leider nach Hause fahren denn am Folgetag hatte ich schon wieder Dienst.
Das war wirklich ein super Lauffest mit super engagierten Helfern! Die Strecke war nicht nur kilometer- und höhenmäßig zweigeteilt sondern auch vom Untergrund her. Die 2. Runde war deutlich technischer als die 1., kein Gatsch, keine Pfützen, dafür trockene steinige und wurzlige Singletrails. Tja, und hinter den 7 Bergen … kein Schneewittchen, „nur“ Fredl, der jeden Läufer und jede Läuferin persönlich begrüßte, anfangs nach dem Start auf der Strecke mit anfeuerte und beim Durchlauf in Schwarzach die 84-km-Läufer und -Läuferinnen extra moderierte und motivierte. Danke lieber Fredl, dass ich wieder bei Deinem Fest dabei sein durfte! (http://www.schwarzach-trail.at)
Text: Martin Kurz, Bilder: Martin Kurz, Klaus Spielbüchler, David Geieregger, 11.06.2018