Am 25. Oktober 2015 fand in Remscheid die 15. Austragung des mittlerweile legendären Röntgenlaufes statt. Üblicherweise wird nach einer kleinen Aufwärmrunde durch Lennep auf dem Röntgenweg rund um Remscheid gelaufen, damit die Strecke exakt 3 Halbmarathons lang ist. Zum Jubiläum darf es auch etwas mehr sein, genauer gesagt: 100km. Statt der Lenneprunde wurden die Starter des Jubiläumlaufes ab 3 Uhr morgens vom Sportzentrum zunächst in falscher Richtung zum Marathonpunkt geschickt, um dort zu wenden. Nach dem Marathon waren die Jubiläumsläufer wieder zurück iim Start-Zielbereich und konnten nun den Röntgenweg ablaufen.
Den Teilnehmern des Röntgenlaufes präsentierte sich das Bergische Land in bester, herbstlicher Stimmung.
Von der LG DUV waren gleich mehrere Leute am Start. Melanie und Steffen Kohler aus Ingelheim, Thomas Bitzer aus Mönchengladbach und Dirk Stangneth aus Oberhausen. Alle erlebten interessante Geschichten, die einmal mehr belegen, wie abenteuerlich ein Ultralauf sein kann.
Dirk Stangneth hat zu seinem Lauf einen Bericht geschrieben:
Der Röntgenlauf ist Geschichte, aber diese wird mir wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Dabei sah es anfangs überhaupt nicht danach aus: Knapp 4 km verlaufen, kurze Zeit später bei einem Sturz das Kinn aufgeschlagen, Wange und Hand aufgeschürft und die Laufuhr geschrottet. Als ich mich nur wenig später beinahe noch einmal hingelegt hätte, war der absolute Nullpunkt erreicht.
Der nächste Ausstiegspunkt war gut 10 km entfernt, also trottete ich langsam dorthin los. Unterwegs traf ich Jürgen wieder, der sich anfangs mit mir verlaufen und sich nach meinem Sturz so nett um mich gekümmert hatte. Als sich mit der Dämmerung die schöne Landschaft, durch die der Röntgenweg führt, vor meinen Augen ausbreitete, entwickelte sich der Gedanke, diesen 100er einach mental in einen Genusslauf umzuwandeln und doch nicht an der Marathonmarke auszusteigen.
Dort angekommen hatten wir noch das Glück, trotz leichten Überschreitens des Cut-offs weiterlaufen zu dürfen – ich ließ mich noch kurz im DRK-Zelt verarzten – und traf dort auf die anderen, beiden Läufer, die sich anfangs mit uns verirrt hatten. Ab jetzt wird es ein netter Gruppenlauf, dachte ich mir – aber am Ende kam es doch ein wenig anders: Jürgen stellte recht bald fest, dass es nicht sein Lauftag war und ließ uns ziehen. So etwas ist nie schön, aber die reizvolle Landschaft und die Unterhaltungskünste eines der beiden anderen Läufer verdrängten die trüben Gedanken sehr schnell. Oder Kuriositäten wie die, dass teilweise Verpflegungsstände und Wegweiser abgebaut waren, obwohl die letzten Läufer noch nicht durch waren.
Leider schwächelte der andere der beiden Läufer mit der Zeit dermaßen, dass ich irgendwann alleine weiter „musste“. Es wurde zunehmend anstrengender für mich, immer langsamer zu laufen. Hinzu kam, dass nach ca. 9 Stunden auf den Beinen meine Genussphase endgültig vorbei war: Der Körper war zwar in Ordnung, aber alles fühlte sich nur noch müde und erschöpft an. Ich war an dem Punkt angelangt, dass ich nur noch ankommen wollte und wechselte unbewusst in eine Art Wettkampfmodus, um die letzten 30 km so schnell wie möglich hinter mich zu bringen – Läuferlogik!
Die stärkeren Anstiege konnte ich zwar nur noch gehen, aber es war eine schöne Erfahrung, es bergab so richtig laufen zu lassen. Ich habe nicht damit gerechnet, dass das bis zum Schluss noch möglich war – und die schnellen Laufphasen umso mehr genossen. Meine erreichte Zeit von knapp unter 12:50 h lag zwar ganz weit von den 11 h weg, die ich mir ursprünglich vorgenommen hatte – aber am Ende war mir das völlig egal. Hauptsache durch – und das mit vielen neuen und alten Erfahrungen, die jetzt erst einmal verarbeitet werden wollen.
Am Ziel wurde Dirk von seinen Eltern in Empfang genommen. Das Bild oben zeigt Dirk kurz vor dem Start.
Steffen Kohler lief bei der Gelegenheit seinen 100. Marathon/Ultra, was für ihn in Begleitung seiner Frau Melanie und Connig Bullig das reinste Vergnügen war, wie er in seinem Blog schrieb.
Thomas (hier ein Archivbild vom P-Weg 2015) hatte etwas mit dem Wetter zu kämpfen, erst zu schwül, dann zu kalt. Obwohl es nicht so ganz sein Tag war, hat er sich tapfer durchgebissen und hatte dennoch viel Spaß und zwar seeeeeeehr lange. Er erreichte das Ziel nach dem offiziellen Zielschluss, aber in Begleitung des Besenläufers, der als Cheforganisator eine sympathisch pragmatische Art hat, als er definierte: Der Zielschluss ist erreicht, wenn der Besenläufer im Ziel ist. So wird er in der Ergebnisliste noch nachgetragen.
Herzlichen Glückwunsch allen Finishern der Veranstaltung!
Die Fotos wurden von Steffen und Dirk bereitgestellt. Das Archivfoto stammt von mir.
Michael Irrgang, 28.10.2015