Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

Letztes Wochenende fand im Harz die Brocken Challenge statt und einige von unseren Mitgliedern waren vor Ort und berichten von ihren Erlebnissen.

Start Kruse

Kurz vor dem Start ist eine gewisse Vorfreude nicht zu übersehen. Kathi, Evi und Jens.

BC AndreasAls erster kam Andreas Weber ins Ziel. Er meint dazu:

Brocken-Challenge No. I gefinished 😃❄️🥇

Zur BC wollte ich schon lange mal, hatte es aber nie so richtig ernsthaft verfolgt. Ich glaube, ich hatte bisher erst einmal an der Startplatz-Verlosung teilgenommen und mir keine große Hoffnung auf einen Start gemacht. Umso mehr habe ich mich dann über mein Losglück gefreut!

Losglück? In den Tagen vor dem Start kamen schon Zweifel auf, wenn man den Wetterbericht angeschaut hat. Unten Dauerregen und weiter oben Schnee und Orkanböen…💨

Es kam dann aber ganz anders, der Regen blieb aus, es war recht mild und der Orkan hat sich „nur“ auf dem Brockengipfel ausgetobt. Die erste Hälfte des Rennens fühlte sich eher wie ein Straßenmarathon an (keine Schnee, ganz wenig Eis und für meinen Geschmack zu wenig Trail) und war nach ca. 4h geschafft. Ab Barbis wurde es dafür recht heftig. Abwechselnd ging es über Eis oder durch tiefen, nassen Schnee…. Zum Glück hatte ich mir beim Dealer noch ein Paar Yaktrax zugelegt, diese aber schlauerweise über die schwersten Passagen im Rucksack transportiert 😂 Weiter oben wurde der Schnee dann besser und dass Laufen etwas einfacher.

Ab dem letzten VP blieben mir noch 70min um unter den 9h zu bleiben, also nochmal alle Kräfte mobilisiert und bis zum Gipfel durchgelaufen. Oben dann „Winterwonderland“ und ein Wind, der mich fast wieder vom Berg geweht hätte. Nach 8:55 als achter Läufer im Ziel und um ein tolles Erlebnis reicher!

BC SNR Andreas

BC KathiKatharina Bey lief ein beherztes Rennen und erzielte einen guten vierten Platz in der Frauenwertung.

Getreu ihres Mottos zeigte sich auch die diesjährige Brocken Challenge wieder einmal kalt, hart und schön – wobei die Kälte hinter den anderen beiden Attribute etwas zurücksteckte.

Ich war bereits zum dritten Mal in Folge dabei und freute mich nach kurzer Nacht im Reitstall über das reichhaltige Frühstücksbuffet am Start.

Pünktlich um 6 Uhr ging es auf die von Fackeln gesäumte Strecke, die uns nach etwa 10 Kilometern in den kleinen Ort Landolfshausen führte. Üblicherweise schläft das Dorf noch, wenn die Läufer dort frühmorgens vorbeikommen, doch dieses Jahr hatten sich die Einwohner vorgenommen, uns eine tolle Begrüßung mit Musik und Feuerwerk zu bescheren.

Kurze Zeit später erwartete uns ein wunderschöner Sonnenaufgang mit Blick über weitläufige Felder und die Ausläufer des Harzes. Bis zur Marathonmarke, die in Barbis erreicht war, kam ich getragen vom Rückenwind gut voran; ab dem Steinaer Tal wurde der Weg jedoch etwas beschwerlicher.

Der Waldboden zeigte sich nun entweder komplett vereist oder von glitschigem Schneematsch bedeckt, was das Vorankommen deutlich mühsamer machte. Endlich kam eine lang ersehnte Bank in Sicht, auf der ich mir meine Schneeketten über die Schuhe zog. Schlagartig stellte sich ein himmlisches Laufgefühl ein. Ich konnte wieder Gas geben und fand mich plötzlich auf Position vier der Frauen wieder.

Im Harz verdichtete sich die Schneedecke zunehmend und wir liefen durch eine traumhafte Winterlandschaft. Auf dem neben den Gleisen der Brockenbahn verlaufenden Weg bot sich zudem eine unverhofft gute Aussicht über die Täler sowie auf das Ziel am Brocken.

Der letzte Kilometer stellte mit Sturmböen von über 100 km/h noch einmal eine ganz besondere Herausforderung dar, die das Finish nach 10 Stunden und 45 Minuten aber umso überwältigender machte.

Im warmen Goethesaal konnte ich den Tag dann im Kreise vieler bekannter Gesichter Revue passieren lassen, bevor es am Abend an den Abstieg nach Schierke ging.

BC J E 1

Jens und Evi liefen die ganze Zeit gemeinsam. 

Jens Kruse meint zu dem gemeinsamen Erlebnis BC:

Bei meinem zweiten Anlauf hat es für 2019 endlich geklappt, ich durfte an der BC 2019 teilnehmen. Wie bei mir üblich, habe ich mich wochenlang akribisch auf dieses Rennen vorbereitet. Da ich den Harz aus meiner Bundeswehrzeit kannte, wusste ich ‚was mich klimatisch erwarten kann – von eisigen Temperaturen und meterhohem Neuschnee bis tagelangem Dauerregen war ich auf alles eingestellt. Am Wochenende vor dem Lauf war ich zusammen mit meinem Sohn ‚noch ‚mal kurz oben‘, wir wanderten von Bad Harzburg auf den Brocken mit viel Schnee und Eis und ich konnte die neuen Yaktrax, aber auch die schwedischen Winterlaufschuhe mit Spikes endlich einmal ausführlich ausprobieren. Und das war gut so!

Der Wärmeeinbruch vor dem eigentlichen Renn-Wochenende sorgte dann dafür das Schnee und Eis (fast) vollständig im Harzvorland verschwunden waren und so lief ich zusammen mit Evi die erste Marathonstrecke für meine Verhältnisse recht flott an. Aber kaum hinter Bad Lauterberg nach 46 km war es Zeit, die Yaktrax anzulegen – gefrorener Altschnee, teils sehr sulzig, machte das Vorankommen sehr mühselig.

Die langen Abschnitte des Entsafters, die man eigentlich überwiegend hätte laufen können wurden zur Wanderstrecke und so wurde schon sehr früh klar, dass ich meine angestrebte Zeit von unter 12 Stunden nicht erreichen würde. Machte aber nichts, hatte ich doch mit Evi genug Gesprächsstoff und wir konnten die Landschaft und insbesondere die Verpflegungsstellen genießen. Am Ende der beiden ‚Entsafter‘ Abschnitte gab es dann auch unerwartet und dafür umso mehr geliebtes Käsebrötchen.

Die nun folgenden letzten Abschnitte waren für mich ein Heimspiel, hinunter nach Oderbrück ging es dann endlich wieder auf festem Schnee und auch Richtung Brocken ließ es sich dann immer wieder einmal laufen.

Das Wetter war fantastisch, wir konnten teilweise weit ins nördliche Harzvorland schauen. Doch an der Brockenstraße, nur ca. 1 km vor dem Ziel änderten sich die Verhältnisse: Schneegraupel mit Orkanböen und die inzwischen eingesetzte Dunkelheit machten den Aufstieg nicht nur schwierig, sondern auch schmerzhaft: auch ein Gesichtspeeling war im Startpreis enthalten.

Finish Kruse

Nach 12:38 h kamen wir ins Ziel, der obligatorische Fotohalt am Brockenstein entfiel, wir hätten ihn vermutlich auch nicht gefunden.

Ein ausdrücklicher Dank geht an alle mit der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung dieses Event befasstem Personen, u.a. des ausrichtenden ASMF, die ein fantastischen Lauf anbieten.

Und schließlich hat auch Evi PIehlmeier einen Bericht geschrieben

Geschafft!

Es gibt ja bereits ausführliche Berichte über den Lauf an sich, die Wegbeschreibung, da will ich mich nicht wiederholen. Das kann man alles auf der Homepage der Brocken Challenge (BC) nachlesen.

BC ElkeIm Vorfeld, nachdem ich ja das Losglück hatte, habe ich auch alles gelesen, was ich finden konnte und auch alle Filme und YouTube-Videos über die BC mehrmals angesehen und studiert. Je näher der Termin nun kam, umso nervöser wurde ich auch. Vor allem die Logistik vor und nach dem Lauf und die Ausrüstungsfrage beschäftigten mich sehr. Und eben auch das Wetter. Man kann da ja alles erwischen. Aber es hat sich alles gelöst. Zum einen war glücklicherweise Jens mit seinem Auto dabei und wir hatten das gleiche Hotel in Göttingen gebucht. Denn das Hotel, der Ort der Startnummernausgabe mit Briefing und der Start, das lag alles sehr weit auseinander.

Zum anderen hatte ich doch die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände durch meine Vorstudien identifiziert, das waren die Schneeketten für die Schuhe. Wie manche es ohne diese Teile nach oben geschafft haben, ist mir ein Rätsel. Hier hatte ich mich für die Snowline Spikes entschieden. Super auf den vereisten Stellen, nur im angetauten Schnee wären wohl die Yaktrax noch besser gewesen. Und auch die zwei Tage zuvor gekaufte Sturmhaube erwies sich beim Abstieg als Volltreffer.

Überhaupt: der Abstieg. Auch das konnte ich mir im Vorfeld nicht vorstellen: nach 80 km ist es noch nicht vorbei, sondern man muss erst noch 10 km absteigen nach Schierke, von wo aus ein Bus einen dann nach Göttingen zurückbringt. Und doch, man kann es.

Einfach nicht nachdenken war die Devise. Und auch die Vorfreude auf das, was wir als erstes in Schierke im Café Winkler bestellen werden, half: einen Schierker Feuerstein. Und man war auch nicht allein. Bis auf ein paar Kilometer zu Beginn bin ich gemeinsam mit Jens gelaufen, was sehr angenehm, unterhaltsam und kurzweilig war. Dies kann man bei unserem Foto bei Kilometer 42 in Barbis recht gut erkennen.

Bis dahin war es auch ein sehr entspannter Lauf bei überraschend angenehmen Temperaturen und ohne Niederschlag. Sogar die Sonne hat sich gezeigt. Und dann die unglaublichen Helfer an den Verpflegungsstellen mit den durchaus spannenden Essensangeboten, wie getrocknete Rot-oder Grünkohlsnacks, diversen Energiekugeln usw. Es war immer eine Freude. Die größte Überraschung gab es zwischen den beiden Entsafter-Abschnitten am Jagdkopf bei km 53,8. Es hieß immer, da gibt es "nur" Getränke. Und als wir ankamen, gab es auch hier volles Programm und vor allem zu unserem Glück Käsebrötchen, was tat das gut. Damit konnten wir gut gestärkt die restlichen ca. 26 km angehen.

BC MedailleDie nächsten Verpflegungsstationen lagen nicht mehr so weit auseinander, alle unter 10 km, das kann man gut im Kopf aushalten. Ich hatte mir als Ziel als erstes natürlich „Ankommen“ gesetzt, aber doch gehofft, das Ganze unter 12 h zu schaffen. Die 12 Stunden sind es nun nicht geworden, aber das macht überhaupt nichts. Denn das Finale auf dem Brocken war dann doch grandios.

Als wir am Weg entlang der Brockenbahn waren, war es wirklich wunderschön: der Untergrund war wieder schön hart gefroren, somit gut zu laufen, die Sonne war zwar schon untergegangen, aber man konnte gut die eingefrorenen Bäume vor dem dunkelblauen Hintergrund sehen, es war wie in einem Zauberwald. Dann allerdings setzte auf den letzten 1,5 km ein unglaublicher Sturm mit Graupelschauer und auch noch Gewitter ein. Wir konnten den Kopf nur gesenkt halten, teilweise rückwärts gehen, die Hände schützend vors Gesicht halten und irgendwie Richtung Brockengipfel hochstolpern.

Ein solches Eis-Peeling hatte ich noch nie erlebt. Der an sich obligatorische Besuch des Brockensteins war natürlich aussichtslos, da wir ihn gar nicht erkennen konnten Und dann endlich die erlösenden Rufe und Lichter der Helfer vor Ort, rein gestolpert ins Brockenhaus, irgendwie hat Jens noch ein Selfie von uns gemacht. Und dann: geschafft!

Im Goethesaal wurden wir toll empfangen, es gab eine schöne handgemachte Medaille (wieder was Besonderes für meine Sammlung) und wir erhielten unsere Dropbags zurück. Nachdem wir uns umgezogen hatten, gab es was Warmes zu essen, wir applaudierten weiter jedem Neuankömmling und beschlossen, mit der nächste Gruppe nach Schierke zurück zu wandern und dann unten im Café Winkler auf den Bus zu warten.

Zunächst mussten wir uns wieder durch diesen unglaublichen Sturm bewegen, was zu Beginn nur eingehakt ging. Aber dann waren wir weiter unten wieder geschützt auf der Brockenstraße, sahen schon die Lichter von Schierke und es hieß, einfach nur einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nach 2 Stunden hatten wir dann endlich das Café erreicht. Als dann der Veranstalter mit den letzten Läufern dort eintraf, ging es zurück nach Göttingen. Im Hotel waren wir erst wieder um 1:00 Uhr.

Also es war ein sehr langer Tag, aber ich habe es ganz gut ausgehalten. Ich bin froh, dass ich die BC gemacht habe (hatte es ja schon lange im Kopf, aber auch immer wieder Zweifel im Vorfeld). Es verlief alles problemlos und so ab dem nächsten Mittag hatte ich dann trotz eines mächtigen Muskelkaters auch ein breites Grinsen auf und war recht stolz auf mich. So kann ich die Brocken Challenge in sehr guter Erinnerung behalten. Ganz nach dem Motto „Der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt.“

Texte: Andreas Weber, Kathi Bey, Jens Kruse, Evi Piehlmeier, Bilder: Andreas Weber, Jens Kruse und Silke Reinecke (besonderen Dank für die Freigabe), 13.02.2019

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