Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

Kleiner (langer) Lauf Erlebnisbericht zu meinen ersten Wüsten-Lauf-Abenteuern in Israel. Nachdem ich 2019 als Neuling und typisch untypischer Langstreckenläufer (Gewichtsklasse) die 100 Meilen Distanz in Berlin gefinished hatte, wollte ich zum Abschluss der Saison noch zwei Läufe mit Freunden im warmen Israel machen. Eigentlich, von der reinen Ausschreibung her, einfach zu absolvierende Läufe, sofern das Training und die Psyche passen.

Lauf 1, der ARAVA WAY Ultra mit 85km. Dieser ist seit Neuestem in der DUV Datenbank zu finden, (Distanzen 55/85/100km), weil mir viel an der Aufnahme der israelischen Ultras liegt. Dieser Lauf ist im Rahmen des ULTRAMAN ISRAEL (Durchquerung des Landes in einem Mehrfach Ultra Triathlon). Warum Israel: Weil die Rennen pur sind, die Menschen freundlich und super unterstützend und das Klima einfach klasse ist während unserer Winterzeit, zudem die Flüge zum Teil sehr viel günstiger sind als nach Teneriffa oder Mallorca! Neuerdings gibt es auch einen Neuen internationalen Flughafen in Eilat (RAMON AIRPORT!) der von Ryanair und WHIZZ angeflogen wird, für ein Taschengeld.

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Lauf 2, der „normale“ EILAT DESERT MARATHON.

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Stories:

Also wurde mal eben schnell geplant, gebucht, die israelischen Freunde mit eingebunden – und los ging es. Fehler Nummer 1 hier: Mal eben von 0-10 Grad Europa nach 36 Grad tagsüber/0 Grad nachts Israel ohne Akklimatisierung ist keine gute Idee, wenn man ein Rennen bestehen will. Aber das weiß ich jetzt auch. Vor Ort, untergebracht im Kibbutz, fehlte es an nichts, wenn man vorbereitet bzgl. Art und Weise Rennen in Israel (das kannte ich) ankommt. Vergleichbar Frankreich und Belgien, man trifft sich zum Laufen und Vergleichen auf hohem Niveau, alles was Luxus ist fällt aus oder wird selbst organisiert. Sprich, es gibt ein Briefing, hier hatte ich zum Glück eine gute Übersetzerin mit der bekannten israelischen Langstrecken Läuferin Galit Birenboim-Navon und Liz Malka (4.te der Weltrangliste 72h Lauf 2019 und Spartathlon Finisherin 2019!) und ein Good Luck. Verpflegungspunkte alle ca. 10-14km (so genau nimmt das dort Niemand und 1 Dropbag zwischen KM40-50 (abzugeben am Vorabend). Keine Bus-/Recovery All Inclusive Tour zu buchen – Jeder ist alt genug! An den VPs gab es dann Wasser/ ISO/ Datteln/ GU Gel/ etwas Laugenbrezeln – das ist es, wer was Anderes braucht, will, kann es selber tragen oder sich unterwegs durch eigenen Support beliefern lassen (ein durchaus gängiges Verfahren in Israel!). Also ging ich um 5:30 am Renntag mit gut gefüllter Laufweste (Gel, Brot, Salz und 2l Isogemisch an den Start. Gepackt hatte ich konservativ aufgrund der erwarteten Temperaturen von bis zu 36c und der Wüstenlaufstrecke, auf der ich gar keine Erfahrung hatte bzgl. rennbarer Geschwindigkeit. Um 6:00 erfolgte der Start in den Sonnenaufgang im Jordantal dem ARAVA WAY für eine fast gerade Strecke mit einem primären Sand/Kiesel/Staub Untergrund OHNE jegliche Schattenspender. Es gab ein paar feldwegähnliche Passagen von ca. 700m Länge unterwegs, aber das war es auch. Die Pace war die ersten 10km etwas hoch mit 6:00min/km, doch die noch angenehme Morgenkühle von 14-17c wollte ich nutzen. Ab km10 habe ich dann die Gase herausgenommen und bin auf diesem schweren Untergrund mit 6:30er Pace weitergelaufen, VP1 kam, Wasser aufgefüllt, Datteln und Lauge und weiter. 20km nach 2:15h (inkl. VP) – das gab psychischen Auftrieb, nur noch 65km. Weiter stoisch in dieser wilden eintönigen Landschaft mit 6:30-6:45er Pace weitergemacht. Der nächste VP, same Procedere. KM 30 nach 3:30h – es lief irgendwie ganz ordentlich. DOCH… es wurde auf einmal heiß, von jetzt auf gleich über 30 Grad, kein Schatten, das Sand/Kies-Gemisch wurde weicher, die innere Uhr versagte, Pace zu schnell, zu wenig getrunken – Kopfweh, erste Gehpassage bei KM 35, es ging auf einmal 400m bergauf, nichts schmeckte mehr, Fata Morgana …. Ankunft bei km 45,5 - nur noch 39km zum Ziel nach 6:15h. Ich war total platt. Von hier wären es noch 15km bis zum einzigen Cut Off gewesen. Verfügbare Zeit 3h. Also sehr gut machbar. Noch 6h bis zum Finish in der Wertung und 7h bis Finish als Teilnehmer OHNE Wertung (offiziell DNF). Auch dass eigentlich realisierbar. Hier haben dann folgende Faktoren den Ausschlag gegeben hier aufzuhören.

1) An dieser Stelle war mein Dropbag mit frischen Sachen.

2) Von hier gab es die letzte Möglichkeit per Auto ins Ziel zu kommen

3) in 3 Stunden wird es wieder Dunkel und kalt.

4) Die letzten km bin ich nicht mehr ans Laufen gekommen, hatte leichte Halluzinationen und stärkeres Kopfweh (Hitzschlag?)

5) Die Abdeckung mit Sanitätern war eher sehr marginal.

6) Die Handynetz Abdeckung von der aktuellen Position für die nächsten 20km durch die Timna Berge war eher schlecht.

7) Ich hatte keinen Begleiter. Dies führte also zur demovierenden Gesamtevaluation eines sehr konservativen kopfgesteuerten Läufers, der ich bin. DNF. Eine bittere, aber auch sehr lehrreiche Erfahrung war diese Teilnahme. Die Orga, sehr gut, die Menschen super freundlich und im Rahmen des Möglichen unterstützend. Die Siegerehrung und Feier am Folgetag -Prima, es gab keine Verlierer. Das Resümee der Finisher durchweg: Ein sehr schwieriger Lauf 2019 aufgrund der Wetterlage! Mein Resümee – ich werde diesen Lauf wiederholen, ob 55/85 oder 100km, das kann und will ich aktuell nicht entscheiden – aber er wird wiederholt. Wer hier Infos haben will, gerne anmailen!

Mit dieser Erfahrung hatte ich jetzt eine Woche Akklimatisierung und Kulturprogramm im Süden Israels und Jordanien mit Wüstentrip und Petra, Red Canyon, Timna Nationalpark ….bevor es zum EILAT DESERT MARATHON ging, mit einer ebenso reinen TRAIL Stecke durch die Berge EILATS. Vom Profil her 14km nur bergan und dann 14km Achterbahn um folgend 14km eher wellig ins Ziel zu laufen. KEIN Asphaltanteil. Klima wie zuvor, Verpflegung wie zuvor. Meine Zielsetzung – Bestehen und schneller als zuvor die 45km beim ARAVA WAY – ich war etwas angefressen.

Gesagt, getan – diesmal verhalten angegangen, stetig moderat bergan getrottet, regelmäßig Gel, Schluck Iso, Salz….die Technik vernachlässigt, nur die Landschaft genossen und rein nach Gefühl gelaufen – Resultat: 1:15 schneller als die Woche zuvor auf einer etwas schwierigeren Strecke.

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Was nehme ich mit und gebe auch gerne weiter, für den Fall, dass es noch Unerfahrenere als mich gibt.

1) Bereite Dich akribisch auf einen Wettkampf vor mit allen Möglichkeiten der Information.

2) Vernachlässige niemals die Akklimatisierung

3) Habe einen Plan und Alternativen, ansonsten spielt die Psyche verrückt

4) Bleibe locker und nicht überambitioniert um jeden Preis. – Nur so macht es Spaß als „Hobby“ Läufer auch Ultras weiterhin zu finishen und zu genießen.

So wurde der Saison Abschluss einer für mich doch langen und fordernden Saison doch sehr versöhnlich, wenn man das Gesamtpaket der 12 Tage Sonne und Laufen und Kultur betrachtet. Die Erkenntnisse werden in 2020 einfließen und hoffentlich Früchte tragen. Einen sehr großen Motivationsschub gibt mir hier die Bereitschaft meines auch sportlichen Sohnes Maximilian, der sich bereit erklärt hat, mich vermehrt mit Radsupport unterstützen zu wollen. Das Zeug dazu hat er und die Ausdauer auch. Wer Ihn kennenlernen durfte, weiß das. Denn OHNE Unterstützung, als Einzelläufer wäre dieses Level auf Dauer für mich nicht weiter haltbar.

Ich wünsche allen Mitgliedern eine besinnliche Adventszeit und einen guten Start ins Laufjahr 2020.

Patric Wurmbach, 5.12.2019

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