Laufgemeinschaft der Deutschen Ultramarathon-Vereinigung e.V.

SAM 2048

2. Bodenseelauf

Wieder war es mal an der Zeit, den Bodensee zu umrunden. Die kurze Fahrt nach Ludwigshafen zum Startpunkt meines Vorhabens war schnell hinter mich gebracht.

Einen schönen Tag hatte ich wieder erwischt, vielleicht ein wenig zu warm fürs Laufen. Um neun Uhr lief ich dann durch die ersten Felder im Westen von Ludwigshafen los. Alsbald hatte ich die Stadt durchlaufen und die Apfelplantagen erreicht. Auf Feldwegen ging es Richtung Sipplingen und bald darauf in die Höhe mit himmlischen Ausblicken über den Bodensee. Hoch zum Haldenhof, ein Hotel und Gasthof hoch über den See, wollte ich diesmal einen anderen Weg benutzen. Beim ersten Lauf war es doch grenzwertig und sollte sich nicht unbedingt wiederholen. Das Schild sehr steil flößte mir kein Unbehagen ein. Irgendwann zeigte der Weg eine Gabelung und der andere Weg reizte mich, also ging ich diesem Weg nach. Eins machte mich dabei stutzig: Warum sind hier Winkeleisen im Boden verankert als würde hier ein Treppengeländer angebracht oder vielleicht doch entfernt (weil es doch zu steil ist)? Es war nur gut, dass der Boden vollkommen ausgetrocknet war. Ansonsten wäre ich nicht hochgekommen. Zum Teil habe ich mich auf allen Vieren hochgezogen. Eins habe ich mir vorgenommen: Ich werde mir mal einen Tag den Sipplingerberg vornehmen, aber dann mit meinen Crossschuhen mit Nägeln und einem Eispickel.

Den Ausblick auf dem Haldenhof habe ich genossen und mich zu dem Abgang zu den Hölderlinen Tobel entschieden. Es gab viele schöne Trails, die hier zu laufen waren. Dann nicht zu vergessen auch den Spetzgarter Tobel und weiter dann nach Überlingen. Überlingen wird zu dieser Zeit überlaufen vom Tourismus. Nicht nur hier, sondern der ganze Bodensee, auf deutscher Seite zumindest. Am See es ist die ganze Nacht laut. Es gab keine Zeit, wo es ruhig war. Bei der Klosterkirche Birnau machte ich meine erste Rast nach ca. 4 Stunden. Mittlerweile ist es 13 Uhr. Weiter ging es dann über Friedrichshafen Richtung Bregenz. Hierzu gibt es nicht viel zu berichten. Es ist laut und viele Radfahrer sind unterwegs. Es ist einfach eine Tourismusattraktion, der Bodensee auf deutscher Seite.

Bregenz, inzwischen war es 3 Uhr, es regnete in der letzten Zeit immer öfters. Nicht stark, aber doch nass. Bregenz war ruhig. Ein paar Gestalten liefen noch auf der Seepromerade. Da laut Wetterbericht mit einem verregneten Samstag zu rechnen war, legte ich hier die eigentlich für später geplante Schlafpause ein. Ein Thresenaufbau für eine Veranstaltung ersetzte hier mein Bett. Nach ca. 45 Minuten wurde es laut und immer lauter. Weiß nicht woher sie alle kamen. Jugendliche, die hier herum grölten, so dass ich alsbald auf meinen Schlafplatz verzichtete und weiter lief. Frühstücken war dann um sechs Uhr an einer Tankstelle angesagt. Die Nacht hatte nur wenig Abkühlung gebracht. Die Sonne war nicht mehr da, zumindest vormittags. Das Rheindelta wollte ich abkürzen, aber es wurden daraus etliche Mehrkilometer durch einen Zick-Zack-Kurz.

In Rohrschach wollte ich eine kurze Rast machen beim Schifflandeplatz auf der Grünfläche und bin prompt gleichmal eingeschlafen (1/2Stunde). Die Schweizer Seeseite war viel ruhiger, kaum Touristikwirbel in den Städten und viel freundlicher. Jeder grüßt jeden, nicht wie bei uns wo man froh sein muss, wenn dann der andere Läufer den Gruß erwidert.

Was machten die Füße? Sie wurden immer schwerer, die Gehpausen immer länger. Die Gelenke waren super dagegen. Es war nichts zu spüren. Dem kleinen Zeh gefiel die Prozedur gar nicht, auch der Vorfußbereich zeigte Unbehagen.

In Konstanz, inzwischen ist es 18 Uhr, musste ich inzwischen feststellen, dass meine Uhr schon seit längeren ausgefallen war. Die letzten Kilometer waren nicht so angenehm. Eintönigkeit und Unbehagen trübten den Lauf. Es galt jetzt auch eine Entscheidung zu treffen bezüglich des weiterlaufens. Bis zur Insel Mainau ist es klar aber dann? Die Marienschlucht ist gesperrt wegen mehrerer Todesfälle in den letzten Jahren, verursacht anscheinend durch Waldbruch und Steinbruch. Laut meiner Arbeitskollegin müsste der Uferbereich frei sein, da wir zurzeit einen niedrigen Wasserstand haben. Die Umgehung der Marienschlucht bringt etliche Mehrkilometer mit sich, also was tun?

Eingang zur Marienschlucht, jetzt musste noch eine Torte und ein Kaffee herhalten um die Entscheidung zu treffen und die hieß zu guter Letzt Marienschlucht der Uferweg. Im Ort war ein Fest, wobei ich einen mir bekannten Läufer antraf und dieser mir von meinem Plan und der Marienschlucht abriet. Inzwischen war es 21 Uhr.

Marienschlucht, die Absperrung war leicht zu umgehen und bestimmt auch schon oft genug von anderen. Kurz danach den Weg zum Ufer gesucht, wobei ich feststellte, dass das ganze nicht so einfach sein wird. Der Waldbruch am Uferrand war enorm. Es galt über die quer liegenden Bäume zu steigen oder zu tänzeln oder unten durch auf allen Vieren. Es waren immer mehr Bäume bis ich mich entschloss hochzusteigen zum Schluchtenweg. Hier ging es mal gut voran, dann kam die Finsternis oder die Stirnlampenzeit. Ich war froh, dass ich die Petzl hatte, die die Nacht zum Tage macht. Dann kam die direkte Schlucht. Sie war wasserfrei und der ganze frühere hölzerne Aufbau fehlte. Was jetzt? Zurück? Runter zum Ufer? Durch die Schlucht? Nochmal vor um die Schlucht mehr auszuleuchten und der Entschluss steht. Zuerst ein Sprung auf die kleine Rampe und der Rest ergibt sich. Es ist gut gegangen. Ich war unten am Ufer wieder angekommen und dann wieder dem Ufer entlanggelaufen. Dann die nächste Blockade: Ufer voll mit Bäumen. Also wieder hoch zum Schluchtensteig. Den Steig schön zu laufen war herrlich. Plötzlich stehen 2 Autos auf dem Weg und paar Gegenstände liegen herum. Dann sehe ich auch schon das Feuer am Ufer und ein Kerl kommt mir entgegen. Es waren 3 Kerle die von mir genauso überrascht waren wie ich von den Autos. Auf die Aussage, dass die Marienschlucht gesperrt ist und wie ich da jetzt durchkam war meine Antwort, dass das Verbot nur tagsüber gilt und nicht nachts. Dann war ich auch schon wieder verschwunden. Zweimal musste ich noch hoch und runter bis ich dann endgültig auf dem Weg bleiben konnte. Es dauerte eine Ewigkeit bis ich wieder bewohntes Gebiet erreichte. Es war alles anders und ich hatte das Gefühle, dass der Weg einen Bogen macht. Aber unten war das Ufer immer noch da. Laufe ich im Kreis oder sind die Karten falsch? Dort sieht man nur eine gerade Strecke. Endlich kommen die ersten Häuser. Aber welche Ortschaft ist es? Ich sehe eine Person und frage, wo bin ich. Als diese Bodman erwähnte fiel mir ein Stein vom Herzen. In kürze würde ich mein Auto erreichen. Endlich am Auto glühen die Fußsohlen und trotzdem bleibt ein wunderbares Glückgefühl zurück.

06.08.2018 Text und Bilder Franz Holzleitner

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